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Transparente Bewertungen mit Moodle

Seit einigen Jahren nutze ich die Möglichkeit, in Moodle Bewertungen für Leistungen zu hinterlegen. Diese können durch meine Schüler:innen individuell aufgerufen werden. Aus meiner Perspektive erhöht sich hierdurch die Transparenz zur Bewertung einen großen Schritt. Die Zusammensetzung meiner Note beschreibe ich in einem anderen Artikel. In diesem soll es um die Vorteile einer transparenten Bewertung gehen und warum es am Ende vielleicht sogar ein Zeitgewinn ist, wenn man mit Schüler:innen nicht über die Bewertungen am Ende des Schuljahres diskutieren muss.

Transparente Bewertungskriterien und Prozesse ermöglichen es den Schüler:innen, meine Erwartungen besser zu verstehen. Sie wissen, worauf sie sich konzentrieren müssen und welche Leistungen bewertet werden. Bei Aufgaben, die ich in die lernprozessbegleitende Leistungsbewertung zähle, nutze ich daher die Funktion eines Bewertungsrasters, das den Schüler:innen vor Bearbeitung ersichtlich ist. Dass die Relevanz einer Aufgabe, auf deren Bewertung ein größeres Augenmerk liegt, vorab angekündigt wird ist für mich selbstverständlich.

Das Vorgehen hilft den Schüler:innen, sich realistische Ziele zu setzen. Wenn sie wissen, wie ihre Arbeit bewertet wird, können sie gezielt darauf hinarbeiten und motiviert ihre Bestleistungen zu erbringen. Dazu zählt auch, dass es Aufgaben zu neuen Themengebieten gibt, in denen sich die Schüler:innen ausprobieren und ggf. auch scheitern können – ohne, dass es hinsichtlich der Bewertung zu Anzügen führt. Daher werden viele Arbeitsaufträge meinerseits auf die sinnvolle Bearbeitung hin bewertet und nicht auf das Ergebnis. Die Besprechung dieser Aufgaben im Unterricht ist dann natürlich wichtig, um gemeinsam fachlich korrekte Ergebnisse zu erhalten und von eventuell gemachten Fehlern zu lernen.

Die transparente Bewertung ermöglicht es Schüler:innen ferner, das erhaltene Feedback besser zu nutzen. Sie können die Bewertung als konstruktive Kritik verstehen und gezielt an ihren Schwächen arbeiten, um sich kontinuierlich zu verbessern. Hierzu ist es möglich textliches Feedback zu hinterlegen. Noch positiver finde ich allerdings das audio-Feedback, welches innerhalb von Moodle aufgezeichnet werden kann. Ich nehme mir vor mindestens eine Leistung der Schüler:innen im Schuljahr ausführlicher zu Kommentieren, was bei 15 Klassen bereits einen gewissen Zeitaufwand in Anspruch nimmt. Mehr wäre natürlich besser.

Klare Bewertungskriterien und -prozesse tragen auch zur Wahrung der Fairness und Gerechtigkeit bei. Die Schüler:innen können sicher sein, dass sie nach denselben Maßstäben bewertet werden wie ihre Mitschüler:innen. Im Blocksystem unterrichte ich bspw. in 6 Wochen 6 mal das Lernfeld 2 (KIT & FISI). Um die Bewertungen innerhalb einer Blockfarbe, aber auch innerhalb einer Blockschiene vergleichbar zu gestalten, sind Raster und bekannt gemachte Kriterien für mich essentiell.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Schüler:innen zur Selbstreflexion angeregt werden. Sie können ihre eigenen Leistungen besser einschätzen und verstehen, wo sie stehen. Dies trägt zur Entwicklung von Selbstbewusstsein und Selbstverantwortung bei. Die Schüler:innen sind ca. ein Drittel ihrer Ausbildungszeit bei uns in der Berufsschule. Das bedeutet, dass über die Ausbildungsbetriebe und nicht zuletzt auch durch eigenes Engagement für schulische Leistungen, die IHK-Abschlussprüfung sowie für den eigenen Erwerb der Handlungskompetenz gelernt werden muss. Die im Unterricht angesetzten Maßstäbe können dabei hilfreich sein, die eigene Leistung besser einschätzen zu können. Hierzu führen wir an den MMBbS in der IT-Ausbildung auch Unterricht im Konzept ISA – Individualisiertes Selbstgesteuertes Arbeiten – durch, sodass das Lernen lernen adressiert wird.

Zwei weitere mögliche Vorteile aus transparenter Leistungsbewertung möchte ich noch anführen. Jede Bildungsbiographie ist von positiven und negativen Erfahrungen geprägt. Schüler:innen können sich gestresst und ängstlich fühlen, wenn sie nicht wissen, wie sie bewertet werden. Das führt in manchen Klassen dazu, dass der Fokus viel zu sehr auf der Note auf dem Zeugnis und viel zu wenig auf dem Lernprozess und dem Kompetenzzuwachs selbst liegt. Transparenz in der Bewertung kann dazu beitragen, diese Ängste zu reduzieren und das Lernumfeld positiver zu gestalten.

Der letzte Aspekt ist die Beteiligung von Ausbilder:innen. Die Moodle-Übersicht kann von den Auszubildenden im Betrieb vor gezeigt und besprochen werden. Im Sinne der Lernortkooperation wären notwendige Handlungen hieraus ableitbar, wenn das Ausbildungsziel gefährdet scheint. An den MMBbS haben wir bspw. im zweiten und dritten Ausbildungsjahr der IT-Berufe das Förderkurs-Konzept, um Problemen auf dem Weg zum Abschluss entgegen zu wirken.

Hier ein Beispiel, wie die Gesamt-Übersicht für Schüler:innen aussehen kann: