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Hybrider Unterricht

In Corona-Zeiten wird sich der Unterricht in der Zukunft zunehmend zu hybriden Unterricht (also parallel stattfindenden vor-Ort- und Homeschooling-Settings) verändern. Dies umfasst sowohl die Unterrichtsorganisation selbst, als auch die schulorganisatorischen Vorgänge.

Aufgrund der räumlichen Gegebenheiten zur Luftqualität ergeben sich langfristige Änderungen zur Raumnutzung im Gebäude meiner Schule. Kleinere Gruppen an Schüler:innen in den Räumen sollen gemeinsam mit dem Rest der Lerngruppe, der von daheim teilnimmt, beschult werden. Hierzu sind technische und organisatorische Veränderungen in kurzer Zeit umzusetzen.

Getreu der Frage …

Wer hat Ihre digitale Transformation am stärksten angeführt?

a) CEO

b) CTO

c) COVID-19

… wurden im Land Mittel und Wege zur Verfügung gestellt, die bereits vorher dringend notwendig waren, nun aber endlich in den Schulen ankommen. Seien es die Nutzung von im Markt (und damit in der wirtschaftlichen Praxis) etablierte Plattformen, wie MS Teams aus dem O365-Paket, oder die eigens für die niedersächsischen Schulen von der HPI Schulcloud abgeleitete Niedersachsen.Cloud.

An den MMBbS bedeutet der weitere Wandel über das bereits vor Jahren implementierte Bring-Your-Own-Device (BYOD) hinaus eine vertiefte Nutzung in der Praxis eingesetzten und genutzten Umgebungen wie MS Teams, O365, Adobe CC sowie die Lernmanagementsysteme Moodle und Cisco Networking Academy. Ferner werden den Schüler:innen Plattformen wie das Lernvideo-Angebot von LinkedIn-Learning oder das Herdt Verlag All-You-Can-Read-Programm bereitgestellt.

Die Herausforderung für Lehrende, aber auch für Lerndende ist die Kommunikaton in gemischten Gruppen aus Vor-Ort-Lernenden sowie den Lernenden daheim. An den MMBbS wird ein Ansatz realisiert, der moderne Videokonferenzsysteme in die Klassenräume Einzug erhalten lässt. Professionelle Mikrofon- und Kameraeinrichtungen ermöglichen es dann den Schüler:innen daheim am Unterricht in der Schule teilhaben zu lassen. Darüber hinaus aber auch aktiv mitzumachen und quasi wie vor Ort sich am Unterricht zu beteiligen. Die Hard- und Software schafft damit ein Umfeld, welches den Schutz vor schlechten Luftbedingungen und Aerosolkonzentrationen in den Klassenzimmern liefert, aber dennoch eine Beschulung ganzer Klassen sicherstellt.

Die Vor-Ort-Lernendengruppe und diejenigen Schüler:innen, die von daheim aus partizipieren werden in eine regelmäßige Abwechslung gebracht, um allen Schüler:innen zu ermöglichen gleichzeitg und insbesondere gemeinsam am Unterricht teilzuhaben sowie regelmäßig den direkten Kontakt in der Schule aufrecht zu erhalten. Falls es Härtefälle in die eine oder andere Richtung geben sollte, wird hierauf möglichst Rücksicht genommen: Risikogruppen können sicherlich in Absprache und mit entsprechendem Nachweis seltener im Schulgebäude teilnehmen, während Schüler:innen mit schlechter Internetanbindung eher vor Ort teilnehmen könnten. Auch eine pädagogische Richtungsgebung sollte dabei meines Erachtens berücksichtigt werden. Ein ausgewogenes Maß hierzu muss sich einstellen, aber genaue Zahlen wird nur die Zukunft zeigen.

Der hybride Unterricht wird also beide Welten miteinander vereinen: der Unterricht in der Schule, aber auch das Homeschooling. Ich schreibe hier bewusst nicht „der klassische Unterricht“, denn mit den einzuplanenden Sicherheitsabständen und Hygieneregeln wird de facto ein klassischer (handlungsorientierter) Unterricht erstmal kaum mehr möglich sein. Jener würde enge Gruppenarbeiten, gemeinsamen aktiven Austausch vieler Schüler:innen in begrenzten Räumlichkeiten sowie eine gemeinsame Zeittaktung beinhalten.

Meines Erachtens sind dies aber genau die Aspekte, die für ein gesundes Lernen in Corona-Zeiten entzerrt werden müssen: Kleine Gruppen in großen Umgebungen, bei guter Belüftung, und entsprechender digitaler Ausstattung. Ein bisschen decken sich die hier geforderten Veränderungen mit den vor-Corona-Wünschen: zeitlich entzerrtes, gemeinsames Lernen in Gruppen mit digitalen Medien. Ich wüsche mir die Herausforderungen als Chance zu begreifen und den Unterricht in die Zukunft zu führen.

Im Buch von Tim Kantereit (Hrsg. – Buch kostenlos OER) werden noch und nöcher Szenarien dargestellt, in denen hybrider Unterricht stattfinden kann. Ferner werden Methoden, Lehr-Lern-Arrangements und Tipps gegeben, wie Unterricht auch in der zweiten 2020er-Jahreshälfte stattfinden kann. Dieses Ergebnis u.a. als Resultat gemeinsamer Arbeit des Twitterlehrerzimmers ist für Ideen zu modernem Unterricht als Standardwerk dringend ans Herz zu legen. Schade, dass Corona hierfür notwendig war, das Ergebnis spiegelt die Entwicklungen der Lehr-Lern-Arrangements wieder, die es so oder so hätte geben müssen. (Einen Dank an dieser Stelle an alle Autoren für diese fantastische Zusammenstellung!)

Das Kultusministerium kann aktuell – wie alle anderen auch – schlecht in die Glaskugel schauen. Wir fahren seit März 2020 „auf Sicht“ und sind von den aktuellen Entwicklungen abhängig. Zwar würde man sich als Lehrkraft stellenweise noch transparentere und zeitnähere Kommunikation wünschen (s. Twitter-Kanal des Kultusministerium Baden-Württemberg) aber es ist auch nachvollziehbar, dass die Informations- und Entscheidungslage eine sehr schwierige ist. Bei so vielen verschiedenen Schulen (und dabei beziehe ich mich mal nur auf die BBSn, bei den allgemeinbildenden Schulen wird der Strauß noch viel bunter) fallen landesweite Vorgaben sehr schwer und sind auch nicht immer sinnvoll.

Gerade sieht es nach den Urlauben und leider auch unvernünftigen Handlungen großerer Gruppen und Veranstaltungen nach einer Zunahme von Fallzahlen in Deutschland aus. Ob diese auch in der Region ankommen und welche Auswirkungen diese haben, ist schlecht einzuschätzen.

Die kommenden Wochen werden von allen Beteiligten – Ausbildungsbetrieben, Schüler:innen und den Lehrer:innen als Stellvertreter der Organisation „Schule“ viel Flexibilität abverlangen. An den MMBbS wird alles getan, um die Unterrichtsgestaltung mit Corona, die Umsetzung der neuen Rahmenlehrpläne der IT-Berufe und den üblichen Dinge aus dem Tagesgeschäft unter einen Hut zu bringen.