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OBS im Unterricht

Die aktuelle Situation hält uns nach wie vor im Distanzunterricht. Dieser funktioniert mittlerweile technisch und organisatorisch gut und ein Großteil der Schüler:innen kommt laut Feedback in meinen Stunden auch gut damit zurecht. Im letzten Artikel hatte ich mein ODU-Setup vorgestellt und den Bereich zur Video-Übertragung mittels OBS kurz angerissen. Hierzu sollen nun ein paar Erfahrungen aufgezeigt werden.

OBS (Open Broadcast Studio) ist eine Streaming- und Aufzeichnungssoftware, welche für das Streaming auf YouTube oder Twitch beliebt ist. Mit kleineren Erweiterungen kann diese Software nicht nur für diese Zwecke, sondern als Video-Mischpult eingesetzt werden. Dazu nutze ich das Add-on OBS Virtual Cam, welches einen Videoausgang in OBS derart einrichtet, dass OBS als Webcam bspw. von Konferenzsoftware wie MS Teams oder Zoom erkannt wird.

In Verbindung mit einem Green-Screen wird der Aufbau noch eine Stufe komplexer, allerdings sind so Video-Hintergründe auch in einfacher Videokonferenzsoftware möglich. Das Freistellen kann aber auch für Präsentationen oder im Rahmen von Unterrichtsphasen in der Kommandozeile sinnvoll eingebunden werden. Auf diese Weise sehen die Schüler:innen nicht nur meinen geteilten Bildschirm, sondern auch mich im Kamerabild. Und beides ohne die „Bildschirm teilen“-Funktion zu nutzen.

In OBS habe ich verschiedene Szenen angelegt, welche die eingesetzten Programme oder Bild-Zusammenstellungen abdecken. Dazu werden bspw. das Kamerabild der Webcam mit einer Actioncam gemeinsam in zwei Bereichen dargestellt, damit der Hardwareaufbau unseres Lernträgers (Raspberry Pi) und ich selbst parallel zu sehen sind. Ideen und Beispiele zu solchen Setups gibt es bei YouTube in vielfältiger Form, einige Aufbauten können z.B. bei sogenannten Un-Boxing-Videos eingesehen werden.

Die einzelnen Szenen können in einem Fenster angezeigt werden (Multiview) und wechseln bspw. auch bei einem Mausklick auf die entsprechende Vorschau. Damit ist eine Art Regie abbildbar. Auch für Settings im Hybrid- oder Präsenzunterricht werde ich die neu gewonnenen Erfahrungen bspw. für Präsentationen auch mit Schüler:innen teilen. Vorstellbar wären auch Realisierungen mit HDMI-zu-USB-Capure-Cards, um den Ausgang eines Präsentatoren-Notebooks mit OBS zu verwalten.

Neben den Video-Quellen können mit Streamelements auch weitere Darstellungen eingebunden werden. Rahmen, Texte, Countdowns und vieles mehr sind hierüber möglich und werden als Browserquelle eingebunden. Im Technik-Talk von Optisch Inkorrekt wurden einige Aspekte vorgestellt. Für Einsteiger in OBS gibt es einen super Videokurs von Käptn Keks auf YouTube, der an dieser Stelle empfohlen sei.

Nun könnte ein solches System durch ein Tastenboard ergänzt werden, um einfacher zwischen Szenen und Funktionen zu wechseln. Die Firma Elgato ist auf dem Streaming-Markt sehr erfolgreich und hat mit dem Elgato Streamdeck eine großartige Lösung geschaffen: Die einzelnen Buttons sind kleine Displays, die über eine Verwaltungssoftware mit Funktionen und Bildern belegt werden können. Da diese Ausstattung allerdings recht hochpreisig einsteigt, habe ich mich dazu entschieden mir ein eigenes Tasten-Board zu bauen.

Mein Board besteht aus einem Arduino Pro Micro und acht Tastern; es gibt im Netz einige Anleitungen zur Orientierung. Der Arduino wird mittels USB-Kabel an den Computer angeschlossen und enthält einen Programmcode, der Tastendrücke vom Mikrocontroller an den Computer weitergibt. In dem Programm belege ich die Buttons mit den Tasten F13-F20. Diese sind zwar in Windows angelegt, aber auf einer Standard-Tastatur nicht vorhanden (es wäre bis F24 möglich). Die Auswahl der Tasten ist darin begründet, dass man diese also auf der normalen Tastatur nicht versehentlich auslöst.

Ein Gehäuse für den Prototypen fehlt noch, das kommt Beizeiten als passender 3D-Druck.

Unter OBS können in den Einstellungen Hotkeys eingerichtet werden, welche nun mit den F13-F20-Tasten in meinem Fall Szenen umschalten. In OBS können über Hotkeys diverse Funktionen und Einstellungen vorgenommen werden. In MS Teams nutze ich dann die Einstellung, dass mein Kamerabild „in den Fokus gesetzt“ (Hotspot) wird. Damit ist mein Bild dann groß dargestellt. Um an den Rändern das Bild nicht zu beschneiden, müssen die Schüler:innen mit einem Rechtsklick die Option „an Frame anpassen“ auswählen.

Ein bisher festgestellter Nachteil an dem gesamten Aufbau via OBS kann allerdings die Übertragung des Bildes zu den Schüler:innen sein. Solange die Verbindung stabil ist und MS Teams im Unterricht nicht die Bildqualität herabsetzt, ist alles wunderbar. Falls dann doch die Bandbreite bei Schüler:innen nicht ausreicht, muss wieder herkömmlich via Bildschirm-Teilen gearbeitet werden.